Was haben moderne Tourengeher mit den Ureinwohnern Nunavuts, Led Zeppelin und James Bond gemeinsam? Na, die Begeisterung für das Trekking-Eldorado Auyuittuq National Park auf Baffin Island – ist doch klar! Und die Götter der Wikinger sind irgendwie auch noch mit im Spiel…

Hoch oben im Norden Nunavuts auf Baffin Island liegt der Auyuittuq National Park, wo gigantische Gletscher und polares Eis auf zerklüftete Granitfelswände treffen und die schroffe Landschaft der Arktis in ihrer schönsten Form zu bewundern ist. Der Park beheimatet die höchsten Gipfel des Kanadischen Schildes, die zum Teil mehr als 2.000 m senkrecht in die Höhe aufsteigen.

Für Outdoor-Fans eröffnet sich hier ein wahres Trekking-Eldorado. Allen voran begeistert der Akshayuk-Pass, ein traditioneller Reisekorridor, der seit Jahrtausenden von den Inuit zur Durchquerung des Gebietes genutzt wird. Der Pass liegt in einem ehemaligen Flussbett und erstreckt sich im Südosten der Penny-Eiskappe unterhalb der Gletscherzone über fast 100 Kilometer und verbindet den Cumberland Sound mit der Davis Strait. Erfahrene Wanderer bezeichnen ihn als einen der spektakulärsten Trekking-Pfade unseres Planeten.

In nördlicher Richtung starten die Touren zum Akshayuk-Pass in der gemütlichen Inuit-Siedlung Pangnirtung im Südosten Baffin Islands. Die Teilnehmer reisen per Flugzeug an und treffen sich hier mit ihren erfahrenen Trekking-Führern, um Ausrüstung und Material vorzubereiten. Mit dem Boot geht es dann durch den Pangnirtung Fjord zum 30 km entfernten Eingang der Schlucht. Allein die Bootsfahrt verspricht viel Abwechslung – stehen doch die Chancen nicht schlecht, schwimmende Eisberge, arktische Meeresbewohner, oder sogar einen Eisbären zu entdecken.

Mit der Begehung des Akshayuk-Passes zeigt sich den Wanderern eine arktische Landschaft, die spektakulärer nicht sein könnte. Riesige, steile und vielfältig gefärbte Felswände markieren die Strecke, die entlang verschneiter Gebirgskämme und senkrecht zum Himmel zeigender Berggipfel führt. Die Route wird gesäumt von zahlreichen mit Geröll übersäten Gletscherzungen und aufgeworfenen Endmoränen, Wasserfällen und kristallklaren Seen, darunter der Summit Lake – höchster Punkt des Passes und Auffangbecken von Gletscherwasser, das im Sommer blaugrün leuchtet und oft noch von schwimmendem Eis bedeckt ist. Von weitem ist die beeindruckende „Penny Ice Cap“ zu erblicken, die größte Eiskappe Baffin Islands.

Unter der „Beobachtung“ der Wikingergötter windet sich der Pass durch die Landschaft, denn viele der beeindruckenden Berggipfel haben ihre Namen aus der nordischen Mythologie erhalten. Der Mount Thor wurde nach dem „Gott des Donners“ benannt und begeistert mit der höchsten mindestens senkrechten Steilwand der Welt. Sie misst 1.250 Meter und weist einen Durchschnittswinkel von 105 Grad auf. Inspiration pur, nicht nur für Sportler. Die britische Band Led Zeppelin zeigt den Berg in ihrem Konzert-Film The Song Remains the Same aus dem Jahr 1973 in einer Traumsequenz, während das Lied No Quarter spielt, das vom nordischen Gott Thor handelt.

Auch der Mount Asgard, nach dem Wohnort der nordgermanischen Götter benannt, hat die Medienszene inspiriert: Im Juli 1976 diente er als Drehort für die Eröffnungsszene des James Bond-Films Der Spion, der mich liebte. Rick Sylvester, das Stuntdouble von Hauptdarsteller Roger Moore, springt in dieser Szene mit Skiern von einer Bergklippe in die Tiefe, um im freien Fall einen Fallschirm zu öffnen. Ein spektakulär gut gewählter Drehort!

Mit 2.147 Metern ist der Mount Odin der höchste Berg auf Baffin Island. Benannt ist er nach dem Vater aller Wikingergötter Odin.

Rund 8 Tage lang sind die Tourengeher auf dem Akshayuk-Pass unterwegs. Übernachtet wird in Zelten unter freiem Himmel. Krönendes I-Tüpfelchen für erschöpfte, aber glückliche Wanderer sind die Polarlichter, Aurora Borealis, die sich in klaren Nächten am Himmel zeigen – eine imposante und ganz kostenlose Lichtershow der Natur.

Die beste Zeit für eine Tour über den Akshayuk-Pass ist Mitte Juli bis Ende August. Wanderer sollten jedoch auch in dieser sommerlichen Jahreszeit auf ungemütliche Wetterbedingungen vorbereitet sein. Plötzlicher Temperaturabfall, starke Winde, Regen oder sogar Schneefall sind durchaus möglich. Ein Zeitpuffer bei der Routenplanung ist also unbedingt erforderlich.

Wem der Akshayuk-Pass zu extrem erscheint, für den hat Nunavut  auch Sanfteres zu bieten. Ob anstrengende Bergtouren, Querfeldein-Wanderungen durch die Wildnis oder gemütliche Spaziergänge auf gut ausgeschilderten Wanderwegen in den National und Territorial Parks – durch die vielfältige Geographie des Territoriums ist für jeden Geschmack das Richtige dabei.

Touren in und um Cambridge Bay auf Victoria Island führt die Wanderer beispielsweise zu riesigen Vogelbiotopen, wunderschönen arktischen Küstenabschnitten, tollen Fischgründen und bedeutungsvollen archäologischen Stätten. Wer auf den Spuren der Polarforscher Amundsen und Franklin wandeln bzw. wandern möchte, der kommt im Northwest Passage Historical Park nahe der Gemeinde Goja Haven auf seine Kosten. Auch der Quttinirpaaq National Park auf Ellesmere Island oder der Katannilik Territorial Park sind äußerst beliebte Destinationen für Wandertouren. Von Tagesausflügen bis zu zweiwöchigen Expeditionen mit landeskundigen Führern ist alles möglich. Die Parks bieten ausgezeichnete Wandermöglichkeiten auf markierten Pfaden, die das Ökosystem schützen. Auch auf diesen „öffentlichen“ Wegen ist die Sichtung arktischer Wildfauna wie Karibus und Polarwölfe wahrscheinlicher als das Zusammentreffen mit anderen Wanderern. Nunavut ist also genau das Richtige für all jene, die die Einsamkeit der arktischen Natur zu schätzen wissen. Oftmals zeugen nur Inuksuks – von den Inuits als Wegweiser in der Landschaft aufgestellte Steinmännchen – davon, dass hier bereits Menschen unterwegs waren.

Zu einer echten Wandertour – zumal wenn sie mehrtägig ist – gehört natürlich auch die Übernachtung im Zelt. Ausgewiesene Campingplätze sind selten in Nunavut. Camper sind gewöhnlich sich selbst überlassen, so dass Campingtouren am besten mit einem landeskundigen Führer unternommen werden. Diese kennen die günstigsten Plätze zum Campen, die sich bereits in der Vergangenheit bewährt haben, da sie z.B. besonders geschützt liegen, über ausreichendes Frischwasser verfügen oder exzellenter Aussichtspunkt für Tierbeobachtungen sind. In Nationalparks müssen stets die ausgewiesenen Campingplätze aufgesucht werden. Etwas knifflig ist die Tatsache, dass normale Heringe aufgrund des steinigen Untergrunds oftmals nicht genutzt werden können. Spezielle Stahlheringe oder Halteseile, mit denen das Zelt festgebunden wird, sind unumgänglich, um gegen den starken arktischen Wind standzuhalten.

Alle startklar?!? Dann kann das Nunavut-Abenteuer beginnen!

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein