Der vierte Donnerstag im November ist für Deutsche ein Donnerstag wie jeder Andere, doch die Amerikaner feiern an diesem Tag eines ihrer Lieblingsfeste „Thanksgiving“.
Aber was ist das Besondere an diesem für die Amerikaner wichtigsten Feiertag des Jahres (viel wichtiger als Weihnachten oder Neujahr), und was kommt alles bei dem riesigen Festmahl mit der Familie auf die Teller?
Familienfeier an Erntedank
Thanksgiving ist in Amerika traditionell der Anlass (wie bei uns zu Weihnachten/Neujahr), die gesamte Familie zusammen zu trommeln. Häufig sehen sich die Familien nur selten im Jahr, da sie sehr verstreut in den USA verteilt wohnen. Im Vordergrund dieses Festes steht also insbesondere das friedliche Beisammensein der ganzen Familie und die Dankbarkeit für alle positiven Dinge des Lebens in der uralten Tradition des „Erntedanks“ wie sie auch bei uns zum Teil noch auf den Dörfern lebendig ist. Was an Thanksgiving natürlich nicht fehlen darf sind die riesigen Portionen an Essen, die mit viel Aufwand über den ganzen Tag zubereitet werden.
Ursprung im Jahre 1621
Doch erst einmal einen kurze Reise zurück ins Jahr 1621. Der Ursprung des speziell amerikanischen Festes lässt sich (so lautet die am weitesten verbreitete Story darüber) auf das Jahr 1621 zurückführen. 100 Männer und Frauen protestantisch-puritanischen Glaubens, die später so genannten „Pilgerväter“, verließen England, um in Amerika ein neues zu Hause, ohne Unterdrückung durch Staat und Kirche, zu finden.
Nach einer langen Reise erreichte das Segelschiff „Mayflower“ die Plymouth Colony (heute: Massachusetts). Die Vorräte waren nach der langen Reise aufgebraucht, und die Hälfte der Pilger überlebte den kommenden Winter nicht. Die restlichen der Bewohner der Kolonie wurden daraufhin von den Einwohnern des Stammes der Wampanoag (Indianer) auf ein großes Mahl eingeladen, damit sie nicht verhungerten.
Die 90 Einwohner des Stammes und 50 überlebende Kolonisten, so ist es durch den Pilgerführer Winslow überliefert, feierten ein dreitägiges Erntedankfest mit opulentem Essen (das die 4 überlebenden Frauen von der „Mayflower“ mit amerikanischen Ingredienzien nach englischen Rezepten gekocht hatten) und einem friedlichen Beisammensein.
So entstand Thanksgiving und wurde von da an jedes Jahr an unterschiedlichen Tagen gefeiert. Der Präsident Abraham Lincoln legte dann später im Jahr 1863 den Nationalfeiertag auf den letzten Donnerstag im November fest. Präsident Roosevelt änderte das im Jahre 1941 schließlich auf den jeweils vierten Donnerstag im November.
Truthahn, Süßkartoffeln, Kürbis, Pumpkin- oder Applepie
An Thanksgiving ist es heutzutage üblich, die Küche komplett auf den Kopf zu stellen, damit am Ende des Tages ein zauberhaftes Dinner entsteht, was niemanden unglücklich oder hungrig zurücklässt. Häufig ist so viel Essen vorhanden, dass sogar genug für das lange Wochenende übrig bleibt. Ein traditionelles Thanksgiving Dinner besteht aus einem Truthahn mit einer legendären Turkey Neck Gravy (Bratensoße), verschiedenen Beilagen wie häufig Süßkartoffeln, Kürbis, Kartoffelpüree, jegliches Gemüse und als süße Abrundung einem köstlichen Pumpkin- oder Applepie.
In vielen amerikanischen Familien gehört zum jährlichen Brauch auch das Schauen von Thanksgiving Football dazu. Man mag nun denken das war’s mit Thanksgiving.
Black Friday
Nein! Das war’s noch lange nicht. Nachdem alle mit vollen Bäuchen ins Bett gehen und sich schwören, dass sie die nächsten Tage nichts mehr essen werden geht es Freitag dann auch schon weiter mit etwas Sport. Besser gesagt: Shopping, was indirekt auch zum Sport werden kann, wenn man sich schon ab 5 Uhr morgens durch die Mengen drängt um ein Schnäppchen nach dem anderen zu jagen. Die besten Deals am »Black Friday« will vermutlich jeder ergattern.
So kommt es unter anderem dazu, dass sich schon nachts Schlangen vor Einkaufsläden bilden, frei nach dem Motto „first come first serve“. Der sogenannte Black Friday ist der Freitag nach dem Thanksgiving Donnerstag. Auch wenn dieser nicht mehr als Feiertag gilt nehmen sich viele frei, denn der Black Friday steht für den Startschuss zum vorweihnachtlichen Shopping. Die Händler machen an diesem Tag höhere Gewinne und schreiben somit schwarze Zahlen, so sagt es eine Theorie zum „Black“ Friday.
Cyber Monday
Man könnte nun denken, nach dem Black Friday wäre das ganze Spektakel vorbei und die USA würde wieder in einen Normalzustand zurückkehren, aber so ist es nicht. Auf den Black Friday folgt, nach zwei Erholungstagen, der »Cyber Monday«. Im Prinzip ist dieser ähnlich wie der Black Friday, allerdings sind es an dem Montag die Online Anbieter die satte Rabatte einräumen.
Giving Tuesday
Der krönende Abschluss bildet der »Giving Tuesday«. 2012 gab es den ersten Giving Tuesday und mittlerweile ist der Dienstag nach Thanksgiving international bekannt. Im Vordergrund steht hier ganz klar das „Geben“. Das Geben an Menschen, die weniger haben als man selbst. Es ist ganz egal, ob es sich um Geld-oder Sachspenden handelt. Es wird Essen, Kleidung, Geld, Sicherheit, Freude u.v.m. verschenkt, um Andere glücklich zu machen und um sich selbst ein positives Gefühl zu geben.
Das kann als nicht-Amerikaner schon einmal sehr überwältigend wirken, aber sobald man sich mit Bräuchen unterschiedlicher Kulturen und Länder vertraut macht, erscheinen diese schon fast als ganz normal. Die Amerikaner sind nun einmal dafür bekannt, dass sie Festlichkeiten gerne ausgiebig feiern, und das mag der eine als gut empfinden, auch wenn es für andere nervig erscheinen mag.
Doch unterm Strich ist das Wichtigste, weltoffen zu bleiben und alle Erfahrungen mitzunehmen. Jeder sollte es also als eine Bereicherung sehen, wenn er auch mal ein typisches Thanksgiving in einer amerikanischen Familie mitfeiern darf.
Und nun gilt nur noch eins: ran an den Turkey!