Breitkrempige Hüte und hohe Stiefel, Lassos und Sporen – jene verwegenen „cow punchers“, die sich bis heute in den Weiten der nordamerikanischen Prärie um die Rinderzucht kümmern, sorgten dafür, dass sich der „Mythos Cowboy“ innerhalb einer nur kurzen Zeitspanne weltweit verbreitete:

Von den 1860er- bis 1880er-Jahren trieben sie etwa 20 Millionen Rinder aus Texas auf den sogenannten Cattle Drives in den Norden. Im Jahr 2017 feiert mit dem Chisholm Trail einer der legendärsten Viehtriebe seinen 150. Geburtstag und Kansas und Oklahoma feiern mit.

Einst führte der Chisholm Trail mitten durch das „Heartland“, durch das Herz des Mittleren Westens der USA. Zur Blütezeit zwischen 1867 und 1889 wurde er sogar als eines der „Wunder der Westlichen Welt“ bezeichnet. Seinen Namen verdankt der Trail dem Rancher und Händler Jesse Chisholm, einem Halbblut-Cherokee-Indianer, und seinem Freund, dem Delaware-Indianer Black Beaver; sie hatten den Weg erkundet und bekannt gemacht.

Als 1867 die Kansas-Pacific Railroad den Ort Abilene in Kansas erreicht hatte, ließ der Viehhändler Joseph McCoy dort Stockyards, Verladestationen, einrichten. Schließlich war die Nachfrage an Rindfleisch im Osten des Landes stark gestiegen und zugleich hatten sich während des amerikanischen Bürgerkriegs die sich selbst überlassenen Rinder in Texas unkontrolliert vermehrt.

McCoy überzeugte Viehzüchter in Texas, ihre Herden zu seinen Stockyards zu treiben und er überredete Viehhändler aus dem Osten, gleich vor Ort, in Abilene, das Vieh zu kaufen. Eine erfolgreiche Geschäftsidee: Am Ende wurden rund vier Millionen Rinder über den Chisholm Trail nordwärts getrieben.

Chisholm Trail Mural - Sundance Square - Fort Worth

Einst erstreckte sich der Chisholm Trail über 800 Meilen, fast 1300 km, von Südtexas über Fort Worth und weiter durch Oklahoma bis hinauf nach Kansas. Von 1867 bis 1871 endeten die Viehtriebe in Abilene, später in Newton und Wichita.

Eine Nebenroute, der „Cimarron Cutoff“, folgte dem Nordufer des Cimarron River und auf ihm wurden Rinderherden nach Dodge City getrieben. Von 1883 bis 1887 war Caldwell/Kansas der Endpunkt der Cattle Drives, das so zum letzte „Cowtown“ am Chisholm Trail wurde.

Die Rinderherden waren unterschiedlich groß, die Durchschnittsgröße lag im Allgemeinen bei etwa 2.500 bis 3.000 Stück Vieh. Ein Rancher vertraute seine Herde einem „Trailboss“ an, dieser wiederum heuerte 10 bis 14 Cowboys, einen „Wrangler“ – der für die 100 bis 150 Pferde verantwortlich war – und einen Koch an. Letzter betreute den Versorgungs- und Küchenwagen, den Chuckwagon und verpflegte die Cowboys.

Nach 1881 ging die Zahl der Viehtriebe auf dem Chisholm Trail zurück und die Route geriet allmählich in Vergessenheit. Erst in den 1990ern war es Robert Klemme aus Enid/Oklahoma, der die Aufmerksamkeit wieder auf den alten Viehpfad lenkte.

Er ließ 400 Markierungssteine entlang der Route durch Oklahoma setzen und Reisende können heute dem historischen Chisholm Trail mühelos auf dem US Highway 81 quer durch Texas und Oklahoma nach Kansas folgen.

Caldwell Kansas Cattle Drive (c) Kansas Toursim
Caldwell Kansas Cattle Drive (c) Kansas Toursim

Zu den Highlights entlang der Route in Oklahoma und Kansas gehört das Chisholm Trail Heritage Center in Duncan/Oklahoma, das sich höchst anschaulich mit der Geschichte der Viehtriebe befasst.

Während das National Cowboy & Western Heritage Museum in Oklahoma City den „Mythos Cowboy“ und den „Wilden Westen“ im Allgemeinen zum Thema hat, werden im Old Cowtown in Wichita/Kansas und während der Dodge City Days im berühmten Dodge City/Kansas die Cowboys selbst gewürdigt und die alten Zeiten zu neuem Leben erweckt.

• Infos: Chisholm Trail Heritage Center, 1000 Chisholm Trail Pkwy., Duncan/OK
• Sonderausstellung zur 150 Jahrfeier des Chisholm Trails Ende 2015 bis Anfang 2018. Details siehe Webseite.
• Liste von Reiseveranstalter, die Touren durch Kansas und Oklahoma anbieten: www.travelksok.de. Auf der deutschen Webseite finden sich auch weitere Informationen zum Trail und zu anderen interessanten Themen.

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