Kaum jemand kennt den 400-Einwohner Ort Gypsum, gut 110 Kilometer nördlich von Wichita, der größten Stadt im Bundesstaat Kansas, gelegen. Doch am 29. Mai, wenn das Kansas Pie Festival & Car Show stattfinden wird, tritt das Nest ins Rampenlicht der Öffentlichkeit.
Nicht umsonst gelten die U.S.A. als das „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“. Wie könnte es sonst ein Bürger einer 400-Seelen-Gemeinde in Kansas schaffen, ein eigenes Festivals für Torten (pies) und historische Autos zu organiseren?
„Schuld“ ist der deutschstämmige Paul Kruse. Der liebt nämlich Torten, egal ob German Chocolate Pie, Raisin Pie, Coconut Pie oder Apple Pie. „Ich will unser Dorf zur Torten-Hauptstadt machen,“ verkündete Kruse, rief das Kansas Pie Festival ins Leben und organisiert es 2016 nun schon zum dritten Mal. Kruse ist jedoch vielseitig und seine zweite Vorliebe gilt alten Autos, Classic Cars. Neben süßen Leckereien präsentiert deshalb der Automobil-Liebhaber gleichzeitig an die 150 historische Autos. Eines davon ist Kruses eigener Ford-Transporter von 1955, der dank des Festivallogos auf der Ladefläche im Dorf nur als der „Pie Wagon“ bekannt ist.
Da über tausend Besucher erwartet werden, herrscht schon Tage vorher in „Our Daily Bread Bake Shoppe“ im etwa 150 km nördlich gelegenen Barnes hektische Betriebsamkeit. Schließlich soll jeder Besucher möglichst viele verschiedene Torten kosten dürfen. Gypsum ist übrigens eine Gründung deutscher Siedler: In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war der Ort als „Tempelfeld“ von der Tempelgesellschaft, einer protestantisch-pietistische Gruppe aus Württemberg, gegründet worden. Noch heute beruft sich über ein Viertel der Bewohner des Bundesstaats Kansas auf deutsche Wurzeln – vielleicht erklärt das auch die Vorliebe für Torten und Autos?