Winter in Winnipeg. Da fällt das Thermometer gerne mal auf -20°Celsius. Doch das ist noch lange kein Grund zum Trübsal blasen – ganz im Gegenteil! Während sich unsereins wochenlang in die warme Stube zurückziehen (und vermutlich fürchterlich langweilen) würde, blühen die Menschen in Manitobas Hauptstadt jetzt erst richtig auf! Hier wird kein Anlass zum Feiern ausgelassen, keine Gelegenheit verpasst, spaßige Dinge im Freien zu tun und sich mit Freunden zu treffen! Einfach warm einpacken und rein ins Vergnügen!

Die Boots sind geschnürt, die Mütze sitzt! Jetzt aber schnell los, bevor wir hier im gut beheizten Hotel in unserer warmen Winterkluft dahinschmelzen. Unser Ziel heißt The Forks, Winnipegs National Historic Site am Zusammenfluss von Red River und Assiniboine River. Denn hier steppt der Bär – im Winter fast noch mehr als im Sommer. Das Gelände, auf dem Besucher in den Sommermonaten Eis schlecken und Straßenmusiker für gesellige Stunden sorgen, hat sich in den Arctic Glacier Winter Park verwandelt. Der Name ist Programm! Vor der mächtigen Kulisse des neuen Canadian Museums for Human Rights üben junge Snowboarder kühne Sprünge auf schneebedeckten Half Pipes. Am Toboggan Hill rodeln Kinder mit ihren kleinen Schlitten. Eishockey-Teams kämpfen auf der Festival Park Eisbahn um den Puck und überall sind Eisläufer! Auch wir schnallen unsere Schlittschuhe an, die wir praktischerweise vor Ort mieten konnten, und betreten die überdachte Eisbahn neben The Forks Plaza. Unter einem wunderschön beleuchteten Baldachin drehen wir bei netter Musik erste wackelige Runden, um fit zu werden für das eigentliche Erlebnis – die Skating Trails. Winnipeg ist berühmt für seinen rund 6,5 km langen Red River Mutual Trail, der die zugefrorenen Flüsse einbezieht und die längste natürlich gefrorene Eislaufstrecke der Welt ist. So macht Winter Spaß!

Das Eis knirscht unter unseren Schlittschuhen, als wir Hand in Hand auf dem Fluss dahingleiten. Links, rechts, links – 6,5 km? Das geht schon fast in Richtung Sport… Aber wir sind guter Dinge. Unter der historischen Eisenbahnbrücke warten in der Great West Life Snow Lounge Sofas und Stühle aus Schnee auf erschöpfte Eisläufer. Doch das ist noch gar nichts gegen die Warming Huts, die strategisch entlang des Red River Mutual Trail aufgebaut sind. Hierbei handelt es sich um ideenreiche Unterschlupfe zum Aufwärmen in Form von kreativen Kunstinstallationen, die jedes Jahr von erstklassigen Architekten aus der ganzen Welt gestaltet werden. Ein echter Hingucker!

Ein Hingucker ist auch RAW:almond, Winnipegs Pop-Up Restaurant auf Eis, das seine Pforten jeden Januar an der Mündung der zugefrorenen Flüsse öffnet.

RAW: almond (c) Jacqueline Young
RAW: almond (c) Jacqueline Young

Der Look des Restaurants ist immer wieder anders, denn jedes Jahr gibt es eine Architekturausschreibung zur Gestaltung der temporären Lokalität. Im letzten Jahr hat beispielsweise ein britisches Architekturbüro den Zuschlag bekommen. Sobald das Restaurant steht, bereiten renommierte Köche aus Winnipeg und aller Welt drei Wochen lang vor den Augen der Gäste täglich wechselnde Mehrgang-Menüs vom Feinsten. Zum Glück haben wir vorreserviert, denn RAW:almond ist heiß begehrt. Auf Schlittschuhen gleiten wir zum Dinner und genießen zusammen mit den anderen Gästen an riesigen Tischen das winterliche Gemeinschaftserlebnis. Obwohl wir uns mitten auf dem Eis befinden, ist es hier drinnen gemütlich warm. Dies ist Erlebnisgastronomie der besonderen Art! Auf unseren Tellern liegen wahre Kunstwerke, die liebevoll und kreativ zusammengestellt und dekoriert wurden. Wir haben selten so lecker gegessen!

Am Abend sind wir aber doch ein winziges bisschen durchgefroren – da kommt der Europäer in uns durch! Wir beschließen, den Tag im Thermëa ausklingen zu lassen, Winnipegs neuer Sauna-Landschaft im skandinavischen Stil. Finnische Sauna, Norwegisches Dampfbad, danach Abkühlung unter dem eisigen Iceber Wasserfall oder gar ein Sprung in den Polarbër Eispool – und das Ganze in angenehm gestalteter Naturkulisse. Im Anschluss wartet Entspannung im „Relaxa“-Chalet, bevor wir ins Hotel zurückfahren und todmüde ins Bett fallen.

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Ich träume vom Festival du Voyageur. Davon hatte unser netter Tischnachbar im RAW:almond mit charmantem französischem Akzent erzählt. Jedes Jahr im Februar steigt in Winnipegs frankophonem Stadtteil St. Boniface dieses 10-tägige Festival, das die Zeiten des Pelzhandels und das einzigartige französische Kulturerbe Manitobas zelebriert. Zeitgenössische Verkleidungen, Live Musik, Kunsthandwerk, Schneeskulpturen oder Fiddel- Wettbewerbe – da dürfte für jeden etwas dabei sein. Typische franko-kanadische Gerichte, wie z.B. Tourtière (eine Art Fleischpastete), sorgen dabei für volle Bäuche und innere Wärme.  In meinem Traum schnitzt ein französischsprachiger Künstler riesige Schlittschuhe aus Eis, in die ich dann steige, um bei Fiddelmusik über den zugefrorenen Fluss zu gleiten. Ob ich zu lange in der Sauna war?!?

Falcon Trails Resort (c) Falcon Trails Resort /E.Christie + P.Boldt
Falcon Trails Resort (c) Falcon Trails Resort /E.Christie + P.Boldt

Am nächsten Morgen brechen wir auf zum Whiteshell Provincial Park im Südosten Manitobas. Keine 2 Stunden dauert die Fahrt über den Trans Canada Highway und wir sind mitten in einer wunderbaren Winterlandschaft. Wir mieten uns eine der Blockhütten am Falcon Lake und genießen ein paar entspannte Tage inmitten der winterlichen Natur. Jeder Tag beginnt mit einem Blick auf den zugefrorenen See. Unglaublich, mit welch zauberhafter Stimmung uns Licht und Farben des Sonnenaufgangs verwöhnen. Ich kann mich einfach nicht sattsehen! Die morgendlichen Spaziergänge durch die verschneite Landschaft sind ein Muss! Wer mag, kann hier auch Langlaufski anschnallen und den Winterwald auf den weitläufigen Loipen erkunden. Perfektes Terrain, denn nicht ohne Grund stammt eine echte Biathlon-Olympiateilnehmerin aus der Region. Auf dem Gelände des Falcon Trails Resorts befindet sich auch ein kleiner Hügel zum Skifahren, inklusive Lift! Und das mitten in der Prärie… „Lawinenfrei seit 1959“ lautet der Slogan. Im Ski Chalet kommt echte Hüttengaudi auf. Wir sind umgeben von „Locals“, denn kaum ein europäischer Tourist verirrt sich zu dieser Jahreszeit hierher. Fahrten im Schneemobil oder Pferdeschlitten? Eisfischen? Schneeschuhwandern? Alles ist möglich im Whiteshell Provincial Park – genau wie an vielen anderen Orten Manitobas. Auf der Terrasse unserer Cabin blubbert der kleine Whirlpool. Genüsslich gleiten wir ins warme Wasser und gönnen uns ein Gläschen Wein mit Blick auf den See, bevor wir den Tag am Kamin beenden. Schade, dass wir schon verheiratet sind – hier wäre der perfekte Ort für eine Hochzeitsreise!

Info und Termine 2016:

Arctic Glacier Winter Park: die Skating Trails und Eisbahnen an The Forks stehen i.d.R. ab Dezember zur Verfügung, der Red River Mutual Trail ist meist von Januar bis März zu befahren – unbedingt die aktuellen Infos auf der Website checken.
RAW:almond: 21.01. – 14.02.2016
Thermëa: ganzjährig geöffnet
Festival du Voyageur: 12. – 21.02.2016
Falcon Trails Resort: ganzjährig geöffnet

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