In der Geschichte der USA ist Philadelphia ohne Frage eine der bedeutendsten Städte. Hier tagte 1774 der erste Kontinentalkongress sowie der Verfassungskonvent von 1787, die Amerikanische Unabhängigkeitserklärung wurde 1776 beim Läuten der Liberty Bell verkündet und die erste Verfassung 1787 hier beschlossen.
Am 19. April 2017 feiert ein neues historisches Museum seine Eröffnung und hat in der „Cradle of History“ scheinbar genau seinen richtigen Platz gefunden. Auch die deutsche Vergangenheit hat hier ihre Spuren hinterlassen.
Das Museum of the American Revolution im Herzen der Altstadt von Philadelphia dürfte nicht nur für Geschichtsfans interessant sein. Sehen kann man hier einzigartige Ausstellungsstücke wie das Originalzelt, in dem George Washington während des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges sein Hauptquartier aufgeschlagen hat oder die Zeitung, in der die Unabhängigkeitserklärung erstmals abgedruckt war, Briefe von Soldaten und Offizieren sowie mehrere tausend weitere Relikte aus dieser Ära. Anhand modernster Technik vermittelt das Museum Besuchern im Battlefield Theater das dramatische Gefühl, bei einem Übergriff der Briten in erster Reihe mitzukämpfen. Zudem tragen persönliche Geschichten der Menschen von damals und nachgebaute historische Schauplätze auf imposante Weise dazu bei, zu verstehen, wie das heutige Amerika entstanden ist.
Boston Liberty Tree
Ein Ausstellungsraum zeigt beispielsweise die Nachbildung des Boston Liberty Tree: Der Freiheitsbaum (1646–1775) war eine berühmte Ulme, die auf dem Gemeindeland von Boston in den Tagen vor der Amerikanischen Revolution stand. Der Baum war ein Versammlungspunkt für den wachsenden Widerstand gegen die Herrschaft Englands über die amerikanischen Kolonien. In den Jahren, die darauf folgten, hatte fast jede amerikanische Stadt ihren eigenen Freiheitsbaum – ein lebendes Symbol für individuelle Freiheit und für die Unterstützung des Volkes.
Die Rolle Deutschlands
Und auch Ausstellungsstücke, die aus Deutschland stammen, findet man im Museum of the American Revolution. Doch welche Rolle spielte Deutschland zu Zeiten der Revolution?
Ein kleiner Einblick: Die deutsche Beteiligung am Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg von 1775 bis 1783 erstreckte sich über die gesamte Dauer des Konflikts und wurde von verschiedenen Interessen geleitet. Der größere Anteil von Personen deutscher Herkunft nahm auf Seiten der britischen Armee als Soldaten aktiv an den Kampfhandlungen teil. Diese wurden von den Amerikanern allgemein „Hessen“ genannt, da die Landgrafschaft von Hessen-Kassel die meisten Soldaten entsandte. Der kleinere Teil kämpfte auf Seiten der amerikanischen, kontinentalen Armee für die Unabhängigkeit von der britischen Krone. Die deutschstämmigen Soldaten in der Armee George Washingtons waren meist Kolonisten und amerikanische Patrioten.
Friedrich Wilhelm von Steuben
Der Bekannteste unter ihnen war der Preuße Friedrich Wilhelm von Steuben, der die kontinentale Armee als Generalinspekteur erfolgreich reorganisierte und dies im sogenannten „Blauen Buch“ niederlegte, das bis 1812 als Grundlage der kontinentalen Armee galt. Das historische Schriftwerk ist im Museum of the American Revolution ausgestellt, ebenso wie ein Gemälde des amerikanischen Künstlers Alonzo Chappel, auf dem die historische Szene zu sehen ist, wie der deutschstämmige Offizier Johann de Kalb den amerikanische Diplomaten Silas Deane und den jungen Marquis de Lafayette 1776 in Paris miteinander bekannt macht. Deane wurde nach Frankreich geschickt, um bei der französischen Regierung um materielle und finanzielle Zuwendungen für die Kolonien zu werben, die sich mit Großbritannien im Krieg befanden. Später wurde er zusammen mit Benjamin Franklin und Arthur Lee einer der ersten amerikanischen Diplomaten des Landes.
Des Weiteren befinden sich in der Sammlung des Museums unter anderem prunkvolle Kopfbedeckungen, die als Teil der Rüstung hessischer Soldaten dienten, sowie historische Pistolen mit Messingverzierungen, die einst General Peter Gabriel Muhlenberg gehörten. Diese Relikte stammen von einem britischen Schiff, das hessische Soldaten und Kriegszubehör 1778 nach Amerika brachte, und 1915 bei Baggerarbeiten auf dem Grund des Delaware River in der Nähe von Philadelphia wiederentdeckt wurde.
„Philadelphia war zu Zeiten des Kriegs die Kommandozentrale“, erläutert Michael Quinn, CEO des Museum of the American Revolution, „so wird das Museum künftig als Tor zu Philadelphias historischen Wahrzeichen wie Independence Hall, Carpenters‘ Hall, Franklin Court, u. v. m. dienen, und macht unsere Stadt endgültig zu einem der geschichtsträchtigsten und aufregendsten Orte.“
World Heritage City
Philadelphia wurde 2015 zur ersten „World Heritage City“ (Weltkulturerbe-Stadt) der USA erklärt. Die Stadt ist bereits Heimat eines UNESCO-Weltkulturerbes, der Independence Hall. Das 1753 eigentlich als Pennsylvania State House errichtete Gebäude wurde zu dem Ort, an dem die Unabhängigkeitserklärung der USA besprochen und verfasst wurde und hat als solcher überragende historische Bedeutung für das ganze Land. Das Gebäude ist Teil des Independence National Historical Park und kann kostenlos besichtigt werden.
Weitere Informationen zum Museum
Auf einer Fläche von fast 17.000 Quadratmetern beinhaltet das Museum of the American Revolution dauerhafte und wechselnde Ausstellungen, zwei Kinos, Schulräume, ein Café und einen Museumsshop. Das beeindruckende Gebäude wurde von der international renommierten Firma Robert A.M. Stern Architects entworfen und repräsentiert die reichhaltige Geschichte sowie den Stil der Altstadt von Philadelphia.
Das Museum hat täglich von 10.00 bis 17.00 Uhr geöffnet. Eintrittskarten können ab dem 22. Februar unter www.amrevmuseum.org zu einem Preis von 19$ für Erwachsene und 12$ für Kinder ab 6 Jahren gebucht werden und sind zwei Tage lang gültig. Nähere Details zu Gruppen- und Studentenermäßigungen finden Sie ebenfalls auf der Homepage des Museums.