Als mich der Silberkünstler Mathew Nuqingaq zu einer Einführung in seine meisterhafte Kunstform in sein Atelier in Iqaluit einlud, nahm ich innerhalb einer Nanosekunde an. Nuqingaqs Arbeiten sind in ganz Kanada bekannt und werden überall im Land in den besten Galerien und Geschäften verkauft.
Die Anfragen stapeln sich schneller, als er sie abarbeiten kann. Im Parlamentsgebäude von Nunavut in Iqaluit können die Besucher sein berühmtestes Werk besichtigen: einen majestätischen Amtsstab aus Silber und anderen kostbaren Metallen.
Symbolik des hohen Nordens
Nuqingaqs Schmuckentwürfe feiern die Symbolik des hohen Nordens: so wie der Ring, den wir gemeinsam herstellen wollen. Aus einem flachen Band aus ungeschliffenem Silber soll ein Kreis entstehen, der dann zu einem winzigen Iglu-Eingang werden soll. Nuqingaq hat dafür drei Stunden Zeit und ein erstaunliches Vertrauen in meine Lernfähigkeit.
„Woher kommst du?“, fragt er mich. Da mein Zuhause mehrere tausend Kilometer entfernt liegt, gehe ich nicht davon aus, dass Nuqingaq vom kleinen Örtchen St. Catharines, ON gehört hat.
„Niagarafälle“, sage ich daher. Nah dran.
Ich habe mich gründlich geirrt.
„Von den Fällen? Echt? Aus Grimsby oder Port Colborne?“, fragt er weiter und nennt damit Ortschaften ganz in meiner Nähe. „Oder St. Catharines?“
Wie sich herausstellt, hat Nuqingaq als junger Austauschstudent in St. Catharines studiert. Schnell finden wir mehrere gemeinsame Freunde. Unsere Welten rücken noch näher zusammen, als wir einen weiteren gemeinsamen Freund entdecken: einen Silberschmied, bei dem ich einen Kurs in New Brunswick gemacht habe. Kanada ist gar nicht so groß.
Musik während der Arbeit
Nachdem das Eis nun gebrochen ist fragt mich Nuqingaq, ob ich Musik hören möchte. Seine CD Sammlung beinhaltet alte Creedence Clearwater Revival Scheiben und es dauert nicht lang, bis wir lauthals mitsingen. Ganz nebenbei zeigt er mir, wie ich meinen Fingerumfang messe, das Silberband mit dem Lötkolben erhitze und es mit den Schmiedewerkzeugen zu einem glatten runden Ring forme.
Während wir „Lookin’ Out My Back Door“ schmettern, klopfen wir mit dem Silbermeißel und einem kleinen Hammer die Umrisse eines Iglus auf die Oberfläche des Rings. Bei „Up Around the Bend“ angekommen greifen wir zu Silberzangen, um die winzige Tür zu gestalten. Bis mein Ring schließlich poliert und unsere drei Stunden zusammen vorbei sind, haben wir noch ein paar ziemlich gute Interpretationen von „Fortunate Son“ und „Down on the Corner“ abgeliefert. Es geht doch nichts über einen Lehrer, der seine Kunst so meisterhaft beherrscht, das er dabei singen und entspannen kann.
Meister im Recycling
Nuqingaq ist auch ein Meister im Recycling. Fast jede Ecke seines kleinen Ateliers birgt Spuren seines Talents dafür, Dinge wiederzubeleben, die andere weggeworfen haben. Ausgediente Golfschlägerköpfe dienen als Garderobenhaken. Die Nase eines alten Flugzeugs schwebt an der Decke und fungiert als Schutzhaube für die Arbeit mit Lötmetallen und ätzenden Chemikalien.
Die Welt von Mathew Nuqingaq ist entlegen und wunderschön. Seine Arbeiten und Kurse bringen die Seele der Hocharktis in die Vitrinen der Juweliere, in die Schmuckschatullen und Herzen der Kunstliebhaber überall auf der Welt. Seine Schmuckstücke sind ebenso magisch wie meisterhaft.
Wirklich ein schöner Artikel, in dem die Arbeiten von Mathew Nuqingaq beschrieben werden. Ich bewundere Künstler, die so sehr in Ihrer Arbeit aufgehen.